Um es gleich vorneweg zu nehmen, die wahre Hölle ist das Fahren auf Thüringens Landstraßen, man erreicht sein Ziel nie ohne Umleitung und diese geht dann auf Straßen, die diesen Namen nicht verdienen und nicht selten auch wieder durch Baustellen oder Umleitungen. Landschaftlich wunderschön, aber wenn an zu einem bestimmten Zeitpunkt an einem bestimmten Ort sein will, liegen schnell die Nerven blank.
Die Hölle, in die uns Marina im Rahmen der Thüringer Waldtour führte, war dagegen die reinste Erholung, auch wenn man nur ziemlich bergauf wieder raus kam. Aber das ist ja so wie so das Markenzeichen dieser Tour, viel bergab und bergauf. Allerdings hatte Marina in Anbetracht der Temperaturen eine Waldtour light konzipiert, „nur“ gute 20 Kilometer am Tag und letztlich deutlich mehr ebene Strecken.
Getroffen wurde sich am Campingplatz im Truckenthal oder gleich am Parkplatz „Großes Tor“ und von da aus schlängelten sich die Teilnehmer mit ihren Hunden im Gespann/am Fahrrad/am Roller rechts und links vom Hauptweg Richtung Neuhaus gute 20 Kilometer durch den Thüringer Wald, leider bei Nebel und Nieselregen, dennoch kamen alle zufrieden wieder bei den Autos an und genossen die improvisierte Kaffeetafel auf dem Hundeanhänger. Gemeinsam ging es zum Campingplatz, wo schon zwei Besucher der Sulzfeldtour auf uns warteten, die nicht allzu weit entfernt gleichzeitig stattfand.
Es gab wie immer viel zu erzählen und schnell war es Abend und Zeit für das gemeinsame Essen, bei Semmeln Knödeln und Waldpilzsoße, je nach Geschmack mit oder ohne leckeres Fleisch, verging die Zeit wie im Fluge, allerdings mussten wir aus Wettergründen auf das geplante Lagerfeuer verzichten. Rechtschaffend müde verschwanden alle in ihren Behausungen, es sollte ja schon früh am nächsten Morgen wieder losgehen. Um sieben Uhr herrschte aber noch gespenstige Stille auf dem Platz, kein Mensch zu sehen und vor allem, kein Hund zu hören und da fiel es mir wieder ein: Die Uhr wurde umgestellt, es war erst sechs Uhr! Allerdings war ich mit diesem Unwissen nicht alleine, auch andere hatten es plötzlich eilig, bis ihnen gesagt wurde, es ist doch eine Stunde früher!
Um tatsächlich 8:30 Uhr ging es dann gemeinsam Richtung Sigmundsburg und dort auf den Parkplatz am Plessberg. Zwar regnete es nicht, aber es herrschte dichter Nebel, ganz anders, als vom Wetterdienst vorhergesagt. Der Nebel blieb uns auch den ganzen Tag erhalten, teilweise war er so dicht, dass ich als ewiges Schlusslicht mit lautem Rufen den Weg zu den anderen erkunden musste, da sie bereits nach wenigen Metern nicht mehr zu sehen waren.
Dem Spaß tat das keinen Abbruch, eher die lange Steigung am Ende der Tour, aber irgendwann ist man immer oben und kann dann stolz auf den bewältigten Anstieg zurückschauen. Es waren wieder gute zwanzig Kilometer geworden und leider mussten sich einige nach dem Kaffeetrinken auf dem Parkplatz bereits verabschieden, nicht jeder konnte auch noch am Montag teilnehmen. Die „Resttruppe“ fuhr wieder zum Campingplatz und die meisten verbrachten einen fröhlichen Abend in einer nahe gelegenen Gastwirtschaft, mir war es leider Gottes völlig untypisch so kalt, dass ich meine warme Behausung nicht mehr verlassen wollte.
Am nächsten Morgen das gleiche Bild: Nebel, soweit man sehen konnte, aber kurz nach dem Start vom Großen Tor sah man doch tatsächlich Sonne und es wurde ein herrlicher Tag, sonnig, aber nicht zu warm, bestimmt wollte Petrus den Kindern, die wir bei Neuhaus auf eine kleine Runde mitnahmen, nicht den Spaß verderben. Und dann ging es für die „Eisernen“, die nicht abkürzen wollten, in besagte Hölle, die aber wunderschön ist. Nach einem langen Anstieg waren wir dann wieder auf dem Hauptweg und die Hunde, keineswegs so müde, wie manch einer gedacht hatte, sausten Richtung Heimat, wo es dann endlich einmal eine Kaffeetafel bei Sonnenschein gab. Und das war´s dann auch schon wieder, drei Tage im Thüringer Wald waren wie im Fluge vergangen und wir mussten uns verabschieden, natürlich mit dem festen Vorsatz zur Wiederholungstat im kommenden Frühling.
Über die Heimfahrt, bei der ich noch an einigen Orten in Thüringen „dienstliche“ und private Dinge erledigen musste, breiten wir das Mäntelchen der Verschwiegenheit, mein Bedarf an Thüringenrundfahrt ist für´s erste gedeckt. Aber bis nächstes Jahr ist das vergessen, ebenso wie die vielen anstrengenden Steigungen und wir sind bestimmt wieder mit von der Partie.
Sonja Merbach