Die wahre Hölle……
liegt zwar schon in Thüringen, aber nicht dort, wo die berühmten grün/weißen Schilder sie verkünden, nämlich als Abzweig vom Panaromaweg nach Neuhaus, sondern kurz vor dem Gipfel vom Blessberg. Wie sind wir nur dort hingekommen?
Zuerst mussten wir auf unseren gewohnten Stellplatz im Truckenthal verzichten, da die dortigen Unterkünfte anderweitig gebraucht wurden. Zum Glück fand Marina in dem Wanderheim Blessberg einen vollwertigen Ersatz, zwar mussten die üblichen Hüttenbewohner auf Zelte ausweichen, für das nächste Mal können sie jedoch schöne Zimmer mieten. Der Parkplatz bietet genug Fläche für die Wagen, die Zelte und den Stake-out, man hat bei gutem Wetter eine tolle Fernsicht, die Wirtsleute der Gaststätte sind sehr nett und freundlich und kochen sehr leckeres, thüringisches Essen und…….man hat Telefon- und Internetempfang, Herz, was willst Du mehr!
Na ja, das mit dem Wetter klappte nicht so toll, am Freitag war noch der schönste Sonnenschein, aber am Samstag schüttete es wie aus Kübeln. Als wir alle am bekannten Parkplatz „großes Tor“ eingetroffen waren, ließ der Regen zwar etwas nach, aber die volle Regenmontur war doch angesagt, auch wenn es zwischendurch immer mal kurzfristig trocken war. Da war man am Ende der 30 Kilometer Strecke so oder so nass, entweder, weil der Regen durchkam oder weil man durch die Anstrengung einfach nass geschwitzt war. Immerhin kamen alle zufrieden (und dreckig wie die Waldwutzen) wieder bei den Autos an und beim traditionellen Kaffeetrinken auf der Pfälzer Ladeklappe war es sogar trocken. Die Auswahl wird immer besser, nun gibt es neben Kaffee schon zig Sorten Tee und außer Kuchen auch Herzhaftes für die, die lieber Thüringer Bratwürste, Schmalzbrote, Käse oder ähnliches mögen.
Gemeinsam fuhren wir dann die etwas abenteuerliche Straße auf den Blessberg, dort kam strahlend die Sonne zum Vorschein und nach kurzer Pause ging es schon zu Rindsroulade mit Klößen und Rotkohl in die Gaststube. Ein gelungener, für mich allerdings recht kurzer Abend, da die vielen Kilometer mir doch in den Knochen steckten.
In der Nacht das gleiche Spiel, der Himmel zog sich zu und am Morgen wieder Regen und wasserdichte Kleidung. Unsere Gruppe war noch ein bisschen angewachsen und so stürzten sich 6 GespannfahrerInnen, 3 RollerfahrerInnen und 3 FahrradfahrerInnen talwärts, denn das ist der „Nachteil“ eines Bergplatzes, es kann nur bergab gehen, und das nicht zu knapp! Die Bremsen glühten und bald ebenso die Köpfe, denn es ging auch immer wieder kurz, aber sehr heftig bergauf. Soweit nichts Ungewöhnliches für die Thüringer Waldtour, aber dann ein falscher Abzweig und schon stand die ganze Gruppe am Ende eines recht unwegsamen Stückes, das ein Umkehren recht gewagt erscheinen ließ, vorwärts ging es aber auf Grund umgestürzter Bäume auch nicht, also senkrecht eine Schneise hinauf, die so steil, matschig und verwurzelt war, dass es nur schwer möglich war, die Trainingswagen, Fahrräder und Roller dort hinauf zu bekommen. Am Anfang habe ich noch meinen Roller beiseitegelegt und Caya und mich vor einen anderen Trainingswagen gespannt, aber nach ca. 2/3 des Anstieges brauchte ich meine Kraft und meinen Hund selbst, um den Rest zu bewältigen. Nach kurzer Pause musste ich ja noch meinen Roller holen, was ich allerdings auch nicht mehr alleine vollbringen konnte, sondern tatsächlich auf Hilfe angewiesen war, da es einfach zu steil war. Es dauerte einige Zeit, bis Tiere, Menschen und Material den Anstieg bewältigt hatten und nach diesem Höllenritt war ich froh, dass es zurückging, auch wenn die Strecke mit weniger als 20 Kilometern nicht wirklich sehr lang war. Allerdings schweißt so ein Erlebnis zusammen, es war für alle schön zu sehen, wie jeder jedem half, die Herausforderung zu bestehen.
Auch an diesem Nachmittag wurden wir für die Strapazen mit Sonnenschein belohnt und hatten uns die Leckereien redlich verdient. Leider mussten einige schon abreisen, denn nicht alle hatten noch einen weiteren Tag frei, die Gruppe in der Gastwirtschaft bei Thüringer Bratwurst, Brät und Erdäpfelsalat war schon etwas geschrumpft, zum Glück des unglücklichen Tourenführers, dessen „alkoholische“ Entschuldigung daher weniger teuer wurde.
Das Lagerfeuer fiel mangels trockenen Holzes aus, aber in den Wohnwagen der noch verbliebenen Teilnehmer war es auch gemütlich und dieses Mal blieb es sternenklar und am Morgen war hervorragendes Wetter.
Wieder ging es bergab und bergauf, der „Führung“, die aus Schalkau kommt, saß jedoch etwas der Schalk im Nacken und so mussten wir ein als „kein Wanderweg“ ausgeschildertes Stück bergan, wobei wir faktisch in einem Wasserlauf unterwegs waren, gemischt mit rotem Schlamm. Kaum waren wir wieder auf trockenem Boden (der Blessbergstrasse) nahmen wir keineswegs diese, sondern zur Abwechslung einen steilen, rutschigen, nassen und völlig zerfahrenen Weg bergab (war wohl bei der Probetour noch nicht von den Waldarbeitsfahrzeugen heimgesucht worden)! Als alle heil unten auf einem Parkplatz angekommen waren, übereichte mir meine Caya eine Protestnote:“ Das mach´ ich nicht mit, zieh´ deinen Roller gefälligst selbst!“ und Schluss war es mit Fahren, ich konnte sie nur noch mit viel Leckerchen und guten Worten zum Laufen bewegen, Ziehen kam nicht mehr in Frage und so mussten wir zum ersten Mal eine Abkürzung nehmen und direkt heimwärts schleichen, während die anderen noch ein paar Kilometer dran hängten. Mein Knie protestiert ebenfalls noch immer und ich kann nur darum bitten, dass wir nach Möglichkeit auf besser befahrbare Wegen zurückkehren und falls es doch „Abenteuer“ sein muss, bitte bergauf!
Aber irgendwie kommt man immer heim und kaum hatte ich Caya mit einer großzügigen Portion Trockenfutter besänftigt, kamen auch schon die anderen und gemeinsam genossen wir noch bei Nudel/Wursteintopf und Kuchen-/Keksresten den Sonnenschein, ehe wir dann wieder in alle Richtungen nach Hause fahren mussten. Immerhin waren wir mehr als 70 Kilometer unterwegs gewesen, das ist schon ein Wort!
Der nächste „Thüringentermin“ steht schon fest und bis dahin werden Caya und mein Knie die Strapazen vergessen haben und wieder frohen Mutes auf den Blessberg fahren, hoffe ich jeden falls!
Sonja Merbach