Bericht Amundsen-Race

Liebe DSLT´ler,

Liebe Schlittenhundefreunde,

 

wir möchten gerne einen Bericht mit Euch von unserem Vereinsmitglied Lukas Mikulics und dem Snowdragons Husky Team teilen. Lukas schreibt über seine Erfahrungen beim Longdistanzrennen dem Amundsen-Race. Mit seinen Erlebnissen von einer nicht ganz so sorgenfreien Anfahrt, den Bedingungen beim Checkpoint und den Glücksgefühlen bei der Überquerung der Zielinie nimmt Lukas uns mit in sein persönliches Abenteuer.

Wer mehr von den Abenteuern des Snowdragons Husky Team lesen möchte, kann auch auch gerne seine Seite auf Facebook besuchen.

An dieser Stelle danken wir Lukas für seinen bewegenden Bericht und gratulieren ihm und seinem Team zu dieser Leistung.

 

 

Ich möchte euch noch das Rennen aus der Sicht des Musher (die Schwachstelle im Team) erzählen.

 

Bereits Tage vor dem Rennen ist man als Musher für sein Umfeld unbrauchbar bis unerträglich. Der Schlaf wird weniger alle Gedanken drehen sich um das Team, das Rennen, die Ausrüstung die Strategie usw. Der Musher ist im besten Fall geistig abwesend, in schlechtesten Fall übellaunig.

 

Am Tag vor dem Rennen auf dem Weg zum Vet Check passierte dann das erste Faux Pas. Nach starken Schneefällen war unsere Einfahrtsstrasse kaum passierbar und der Hänger ist von der Fahrbahn gerutscht. Zum Glück war unser Nachbar Per Ole mit dem Traktor unterwegs und hat uns wieder auf die Straße gebracht. Beim Vet Check bekamen wir großes Lob für den Zustand der Tiere und beim Musher und Handler Meeting die letzten Infos für das Rennen. Wir hatten beschlossen zu Hause zu übernachten und am nächsten Morgen zum Rennstart anzureisen. Nachdem Beladen des Trailers und 1 1/2 Stunden Anreise, kamen wir gut gelaunt aber ohne Zuggeschirre am Rennplatz an. Die offensichtlichsten Teile der Ausrüstung hingen schön säuberlich vorbereitet zu Hause. Zum Glück waren unsere FreundeUdo Tummer und Inas Rasselbande gerade erst am Heimweg von unserem Haus aufgebrochen und konnten noch einmal umkehren und Birgit mit den Geschirren entgegen fahren. Nach diesem chaotischen Start machte ich mir schon Gedanken, ob das nicht alles Zeichen sind besser nicht zu starten. Aber nach den Mühen und der Energie, die wir alle investiert hatten, war das im nächsten Augenblick verflogen. Wir wurden dann an ein Quad befestigt zum Start gebracht und waren bald unterwegs.

 

Ich bin sehr langsam gestartet und hatte dementsprechend einige Passings zu Beginn. Nach fast 3 Jahren ohne Rennen, war es schön zu sehen, wie reibungslos alles funktioniert hat. Mit unserem Tempo fuhren wir km um km und es lief sehr entspannt. Bis zu dem Zeitpunkt als der Anstieg nach Ustvatnett begann. Es war ein echt zermürbender Berg und als wir endlich nach oben kamen, ging es in eine knackige Abfahrt und dann das Gleiche noch einmal nach oben. Da kamen mir schon die Gedanken, warum ich mir das antue.

 

Trainieren und ein schöner Urlaub hätten doch auch etwas. Was macht ein Rennen für einen Sinn? Als wir am Berg oben waren, wurde ich von einem Wunder schönen Erlebnis belohnt. Links von mir der Vollmond als rote große Scheibe und rechts tanzten grellgrüne Polarlichter. Die Polarlichter begleiteten mich noch lange.

 

Am Checkpoint Ustvatnett angekommen, ein wunderschöner Wildnis-Checkpoint auf einem gefrorenen See, begann ich die Hunde zu versorgen. Nach etwas Plaudern mit meinen. Nachbarn war es Zeit für mein Abendessen. Ein Beutel mit Outdoor-Essen wurde fachgerecht mit heißem Wasser übergossen und versprach sich nach 10 Minuten in ein köstliches Mal zu verwandeln. Leider war das wohl nicht für kaltes Wetter konzipiert denn nach 10 Minuten sah ich immer noch Pulver und sehr Kaltes Wasser in dem Beutel. Das Brot, das mir mein lieber Freund Udo gebacken hatte, war hart gefroren wie ein Stein und mein Müsliriegel Vorrat versprach nicht viel. Also begann ich etwas von dem Pulver zu löffeln, das zumindest einiges an Nährwert versprach.

 

Um kurz nach 10 war die Zeit im Checkpoint dann auch schon verflogen und ich fuhr in die Nacht in Richtung Norraker. Diese Stunden waren mental brutal hart. Irgendwann kam die Kälte ganz brutal im Körper an und da man auf sich alleine gestellt ist, dreht sich dann auch alles darum. Die Temperatur hat zwischen -20 Grad und stellenweise -30 Grad betragen. Für mich war klar ich schaue nicht viel auf mein Handy noch auf das GPS um mich mental nicht zu deprimieren. Ein kurzer Blick auf die Uhrzeit, um meine Hundesnackzeiten einzuhalten reichte aus. Irgendwann wurde mir so kalt, dass ich ans Aufgeben dachte. Zum Glück ist aber niemand in dieser endlosen Wildnis also würde eine Aufgabe auch nicht in der warmen Stube enden, sondern in einer Fahrt zum Checkpoint durch die Kälte. Wirklich Abhilfe schaffte mein Biwaksack in den ich mich ca. eine Stunde eingewickelt hatte und mich wieder aufwärmte. Irgendwann war es dann 4 Uhr und nach meinen Berechnungen im Vorfeld würde es ab dann interessant werden in Richtung Ankunft im Checkpoint.

 

Der Trail wurde dann technisch richtig anspruchsvoll. Genau richtig nach einer schlaflosen Nacht. Einmal peitschte mir ein Ast auf die Nase aber sonst lief es weiter gut. Um 5:30 kam ich im Checkpoint an. Ein weiterer schöner Moment im Rennen. Ich wusste jetzt Pause dann noch 50 km. Nach fast 130km hinter mir schien das machbar. Es war klar es hängt an den Hunden. Ich konzentrierte mich darauf sie so gut wie möglich zu versorgen und ließ sie nach der Arbeit in Ruhe, um ihnen einen guten Schlaf zu ermöglichen. Meine Doghandlerin Birgit hatte die nächsten 4,5 Stunden die Aufgabe hinter dem Schlitten zu stehen und die Hunde zu beobachten, um mich im Falle der Notwendigkeit aufzuwecken. Ich versuchte zuerst im Hänger zu schlafen aber durch die Kälte fand ich dort keine Erholung. Mit Schlafsack ging es in den Essraum, wo einige Musher vor sich hindösten. Ich konnte etwas Warmes essen und ein wenig liegen aber geschlafen habe ich nicht. Dafür war ich zu sehr unter Adrenalin. Meine erste mögliche Startzeit war 10:11 und ich bereitete das Team vor, um rechtzeitig zu starten. Ich ging zeitgleich mit 2 anderen Mushern auf die Strecke und wir fuhren fast die ganze letzte Etappe zusammen. Mir ging es nur darum gut durchzukommen darum entwickelte ich keinen Rennstress, sondern fuhr solide in Richtung Ziel.

 

Gegen 15:30 Uhr überquerten wir 26 Stunden nach dem Start das Ziel und ich war überglücklich in meinem ersten Langstreckenrennen in Schweden mit meinen Hunden das Ziel erreicht zu haben. Manchmal war es ein Wechselbad der Gefühle aber es war eine wunderschöne Erfahrung aus der ich sehr viel gelernt habe. Ich bin sehr stolz auf meine Hunde und freue mich auf die Abenteuer, die noch auf uns warten.

 

copyright Lukas Mikulics – snowdragons Husky Team

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